Vernissage: 03.09.2010, 19 Uhr
Info:
Wenn das schwer schuftende Berliner Künstlerduo Various & Gould von seiner Baustelle kommt, haben die beiden Schwielen an den Händen und ein Pfeifen auf den Lippen. Staub ist ihnen bis in die hinterletzten Körperfalten gedrungen und hat sich mit dem Schweiß zu zähem Leim vermischt. Die sonnenverbrannte Haut leuchtet fast so stark wie die bunten, wild zusammengestellten Reflektor-Uniformen. Schnell wird das wohlverdiente Feierabendbier mit den Zähnen geöffnet und ein Plätzchen gesucht, um Karten zu spielen.
Arbeit - was soll das eigentlich sein? Kaum einer mag sie leiden, aber ohne scheint es noch viel schlimmer zu sein.
Mit ihrer aktuellen Serie von Malereien, Plakaten, Material- und Siebdruckcollagen begeben sich Various & Gould auf eine Reise in die sonderbare Welt der Arbeit. Dabei haben sie durch ein Loch im Bauzaun den Figurenkosmos der „Rabotniki“ entdeckt, deren Name sich vom russischen Wort für Arbeit ableitet. Diese freche und farbenfrohe Truppe von Flickschusterern und Messer- und Gabelstaplerinnen, von Schaufelradfahrern und Abrißbirnen-Sammlerinnen wirkt wie aus der Zeit gefallen und ist uns trotzdem in einem Punkt weit vorraus. Während sich viele von uns nämlich tagtäglich zu einem ungeliebten Job schleppen, um sich das übrigbleibende Leben leisten zu können, gehen die Rabotniki in ihrem Tun vollends auf. Sie arbeiten, eben um zu arbeiten, und graben auch schon mal ein Loch, nur um es wieder zuzuschütten.
Die Grenzen zwischen Arbeit und Spiel verschwimmen, wenn die Rabotniki auf den Gerüstbrettern hoch über der Stadt ihr dadaistisches Bauarbeiter-Ballett aufführen. Beine fliegen und Köpfe wechseln den Besitzer. Ist der Hammer zu schwer, muß ein stärkerer Arm her. Sind die Füße müde, wirft man sie in die Luft und schraubt sich drei neue dran. Man mag es fast nicht glauben, aber es gibt kaum ein Körperteil, mit dem man nicht einen Nagel in die Wand bekäme!
Was aussehen mag wie pure, fröhliche Anarchie, ist immer auch die unbewußte Suche nach dem Gleichgewicht: Machen wir die Arbeit, oder macht die Arbeit uns? Werden wir von ihr geformt oder können wir sie uns gestalten? Man könnte jetzt seufzen, daß Arbeit eine der ersten Subkulturen war, die kommerzialisiert wurde. Doch was bedeuten schon die Kategorien „Entfremdung“ und „Erfüllung“ für einen Rabotnik, der sich eben erst neu zusammengesetzt hat? Arbeit ist dafür da, gemacht zu werden!
Die ATM Gallery lädt herzlich dazu ein, mit Various & Gould zusammen das tun, was neben Arbeit am meisten Spaß macht, nämlich anderen beim Arbeiten zuzuschauen!